SCHRiTTE-Lexikon lesen

lesen: gem.-germ. Verb der Wurzel »les-« = Verstreutes aufnehmen u. sammeln. Hieraus ergeben sich wesentl. 3 Bedeut.felder von l.: 1. Dinge auf- u. einsammeln (z.B. Trauben bei der Weinl.); 2. Zeichen deuten (z.B. Spuren u. Fährten l.); 3. Geschriebenes aufnehmen; Mischformen sind das L. geworfener Runen, aber auch die neuere Bildung »Lochkarten einl.« aus dem EDV-Ber. – Gebräuchl. ist das Wort l. vor allem in der 3. Bedeut. u. bezieht sich zumeist auf die in Europa übl. Buchstabenschriften. Nach älteren Vorst. muß dabei ein Lesender einzelne, für Laute stehende Zeichen (die Buchstaben) aufnehmen u. zu Klanggebilden zus.setzen. Neuere Theorien über das L. gehen vom Aufnehmen umfangreicherer Zeichenkomplexe (Buchstabenfolgen, Worte) aus, durch welche der Lesende sinnvolle sprachl. Zus.hänge, z.T. über nur vermutete Sinngehalte, in sich entstehen läßt. – Mit der Beton. des kreativen Aspektes von l. wird die früher übl. u. wertende Unterscheidung nach zweckgebundenem L. u. zweckfreiem L. überflüssig; denn sowohl das L. von Nachrichten u. Briefen, als auch von Dichtung od. relig. u. wissenschaftl. –> Literatur eröffnet dem Lesenden die Möglichk. einer selbständigen Orientierung in der Welt, in all ihren Dimensionen. Das über enge fachl. Interessen hinausgehende L.-Bedürfnis, mit dem Lesende eine beständige Weiterbildung ihrer Persönlichk. durch L. versuchen, kann entspr. als L.-Kultur bezeichnet werden.

 

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